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Mittelbaar

1. Die Geschichte von Mittelbaar
Das Meckenheimische Höfchen zu Mittelbaar

von Pfarrer Aloys Richter

 

Es ist für uns schwer, die genauen Besitzverhältnisse der Ländereien in der Grafschaft Virneburg im 17. und 18. Jahrhundert festzustellen. Ein großer Teil war wohl im Gemeindeeigentum. Hierbei handelt es sich um Ödland oder Wildland, das von einem Dorf gemeinsam zur Viehweide und zur Gewinnung von Streu benutzt wurde. Es muß aber auch Land im Privatbesitz der Dorfbewohner gewesen sein. Ein Kataster ist mir bisher jedoch nicht bekannt.

Dann hatten die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg große Ländereien im Besitz, die sogenannten Domänialgüter, die sie meist auf 9 Jahre meistbietend zur Nutzung verpachteten. Es gab nur wenig gutes Land, da man mit dem schwachen Zugvieh das Land nicht richtig urbar machen konnte. Weiterhin gab es keine Drainagen um die Sumpflöcher zu entwässern. Auch fehlte es an Dünger. Größtenteils hatte man nur den Stalldung zur Verfügung. Zur Verbesserung des Bodens holte man Placken (abgetragene Humusschicht) aus dem Wald.

Oft handelte es sich bei den Höfen nur um Land ohne Wohnhaus, Stall und Scheune. So wird am 08. Oktober 1754 unter Vorsitz von dem Virneburger Rat Frohn, dem Gerichtsschreiber Rosenwaller und dem Heimbürger (Vorsteher) zu Baar Johann Gilles das "Meckenheimische Höfgen zu Mittelbahr" versteigert. Es hat 11/2 Morgen Ackerland vierter Klasse und 3 Morgen Außenland, das alle 20 Jahre "gewunden" werden kann

Impression aus MittelbaarImpression aus Mittelbaar Impression aus MittelbaarImpression aus Mittelbaar

 

(Man brannte es wohl ab, damit die Asche als Dünger diente. Anschließend wurde Saatgut aufgebracht).

Die Schüler in Mittelbaar im Jahre 1951 mit ihrem Lehrer Herr ManderscheidDie Schüler in Mittelbaar im Jahre 1951 mit ihrem Lehrer Herr ManderscheidDie Böden waren nach wenigen Jahren erschöpft und blieben dann 20 Jahre liegen. Das Höfgen brachte 6 Karren Grummetheu und 2 Karren Außenheu, also 8 Karren Heu. Diese Schätzungen stammten vom oben genannten Heimbürger Johannes Gilles. Sein Urgroßvater hatte das Höfgen für 200 Taler versetzt, er selbst wollte es wieder einlösen. Seit 1743 hatte es der Rat Frohn gepachtet.

Bei der Verpachtung im Jahre 1780 umfasste der Hof 1 Morgen und 52 Ruthen Ackerland dritter Klasse und 6 Morgen Außenland. Es brachte 9 Karren Heu. Er wird an Amtmann Meurer aus Virneburg auf 9 Jahre verpachtet. Dafür lieferte er 1 Malter Korn und 6 Malter Hafer. Das Höfgen hatte keine Behausung.

Bei der Annexion durch Frankreich wurden die gräflichen Güter eingezogen und zu Gunsten der französischen Republik versteigert. Am 03.01.1805 ersteigerte der Cultivateur (Landwirt) Martin Wagner aus Niederbaar für 1275 Franken das Meckenheimer Höfgen. Der Schätzpreis war 700 Franken. Wagner war vorher der Pächter gewesen. Die Pacht betrug 30 Franken. Das Höfgen umfaßte jetzt 0,64 Hektar Ackerland un 0,93 Hektar Wiesen.

(Quelle: Staatsarchiv Wertheim 103-114 F 28)

 

 

2. Hausnamen in Mittelbaar

Stücks Nikla (jetzt Talstraße 1)
(Nikolaus Lassau, *1897, Beruf Schuster und Landwirt)

Seine Ehefrau hieß Luise und war eine geborene Büchel. Sie hatten 5 Kinder (Toni, Maria, Katharina, Gertrud und Friedel). Stücks Nikla hatte in Rieden beim Meisterbetrieb Rodarius das Schusterhandwerk erlernt. Diesen Beruf übte er bis Anfang der 60er Jahre aus.

Stücks Dures und sein Sohn Stücks Johann (jetzt Talstraße 2)
(Theodor Lassau und Johann Lassau (*1904 und +1986)

Johann Lassau war Waldarbeiter und arbeitete für das Kulturamt. Während dem Krieg hatte er mit seiner Familie in Köln gewohnt. Nach dem Krieg zog er mit Tochter Reni und Elfi nach Mittelbaar.

Michels (jetzt Talstraße 3)
Michael Schäfer

Michael Schäfer wohnte mit seiner Tochter Helene in einem kleinen Fachwerkhaus. Das Haus stand dort, wo jetzt das Haus von Markus Schmitt steht.

Michael Schäfer verstarb in den ersten Kriegsjahren mit 88 Jahren. Seine Tochter zog zu ihrer Schwester nach Odenthal und wurde nach ihrem Tode in Schlebusch beerdigt.

Das Haus wurde später an den Flüchtling Reinhold Stoll und dessen Ehefrau Luise verkauft. Er war von Beruf Sprengmeister und sprengte im Wald bei St. Jost Baumstöcke. Die Stöcke wurden gesprengt um die Flächen neu aufzuforsten. Reinhold Stoll hatte eine Neigung zum Alkohol. Wenn er dann von Mayen mit dem Postbus nach Hause fuhr, stieg er nicht in Mittelbaar aus sonder fuhr durch nach Adenau. Hier trank er dann weiter und fuhr mit dem nächsten Postbus nach Hause. Seine Frau wartete bereits an der Bushaltestelle um ihn abzuholen. Beim Aussteigen sagte er zu ihr: "Was willst du alte Ziege?" Sie antwortete: "Ich will den alten Ziegenbock abholen."

Reinhold Stoll hatte direkt angrenzend an die Küche einen Hühnerstall. Von der Küche hatte er zum Hühnerstall ein Fenster gebrochen. Durch dieses Fenster kamen die Hühner und legten in der Küche ihre Eier. Frau Stoll sagte dann: "Das sind meines Mannes Lieblingshennen." Ähnlich war es mit einer Maus. Im Fußboden der Küche war ein Mauseloch. Frau Stoll fütterte die Mäuse und sagte dann: "Das sind meines Mannes Lieblingsmäuse."

Das Ehepaar Stoll verstarb kurz hintereinander und wurde in Mayen beerdigt. Das Anwesen mit dem Haus wurde zwangsversteigert und von Toni Lassau erworben. Als Toni Lassau das Haus erwarb, standen noch alle Gegestände so, wie Familie Stoll damals das Haus verlassen hatte.

Schohdurese (jetzt Talstraße 4)
Theodor Büchel und Katharina geb. Steffes

Das Ehepaar Büchel hatte 7 Mädchen und 1 Sohn. Theodor Büchel war Schuhmacher und Landwirt. Er verkaufte viele Schuhe im Bereich Drees, Kirsbach und Brücktal. Das Ehepaar feierte Diamantene Hochzeit, was zu dieser Zeit eine Seltenheit war.

 

Klassenfoto aus dem Jahre 1920Klassenfoto aus dem Jahre 1920 Zu Tante Käth ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1961Zu Tante Käth ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1961

Die Tochter Katharina verblieb im Hause und heiratete den Straßenwärter Jakob Caratiola. Sie lernte im späten Alter noch Hebamme. Das letzte Kind wurde 1961 von ihr zur Welt gebracht. Tante Käth, so wurde sie genannt, war zuständig für Baar, Herresbach, Siebenbach, Acht und Welschenbach. Die nächste Hebamme war in Virneburg. Es war die Mutter von Fuchse Annche. Wenn Not am Mann war, unterstützten sich die Hebammen untereinander. In den ersten Jahren suchte Tante Käth die werdenden Mütter zu Fuß auf. Dann schaffte sie sich 1938 ein Auto an. Sie hatte das erste Auto in Mittelbaar, ein Opel Olympia. Das Haus, in dem Tante Käth wohnte, wurde später verkauft. Heute wohnt dort Werner Nagelsky und Anita Fries.



Schneidesch Pitte (jetzt Talstraße 5)
Peter Retterath und Getrud geb. Augel aus Oberwelschenbach

Klassenfoto aus dem Jahre 1948Klassenfoto aus dem Jahre 1948Sie hatten 8 Kinder. Er war Landwirt und arbeitete im Wald. Peter Retterath verstarb 1970. Seine Ehefrau Gertrud verstarb im Juli 1944. Der Sohn Johann Retterath kam nach dem Krieg in englische Gefangenschaft und heiratete dort seine Frau. Heute lebt er in Australien.

Schäfesch (jetzt Talstraße 6)
Matthias May

Die Ehefrau von Matthias May stammte aus Kaltenborn und hieß Anna. Sie hatten 9 Kinder. Matthias May war Landwirt und Arbeiter. Heute wohnt die Tochter Mathilde Reuter in dem Haus.

Schule (Talstraße 7)
Am 14. Juli 1970 war der letzte Schultag in der Volksschule Mittelbaar. Später wird sie an die Familie Bayerz verkauft. Heute wohnt dort die Familie König.

 

 

3. Die Geschichte der Schule Mittelbaar 

Im Gegensatz zur Schule Wanderath, die bereits in den Archiven 1664 erwähnt wird, wurde mit dem Bau der Schule Mittelbaar erst unmittelbar vor dem ersten Weltkrieg begonnen.

Bereits 1907 gab es Überlegungen, für die Dörfer der Baar eine eigene Schule zu bauen. Grund hierfür war, dass es bis zu diesem Zeitpunkt in der Gemeinde Baar nur eine einklassige Schule in Wanderath gab und die Schülerzahlen sehr hoch waren. Teilweise war es so, dass klassenweise getrennt morgens und nachmittags Unterricht gehalten werden mußte. Da die Mehrzahl der Kinder aus den Dörfern der Baar kamen, entschloss man sich, für diese Dörfer zentral in Mittelbaar eine Schule zu bauen.

Mit den Planungen wurde bereits im Jahre 1910 begonnen. In einem Schreiben der Regierung zu Coblenz vom 11. Oktober 1910 steht: "Wir ersuchen nunmehr die Gemeinde Wanderath von den Vorgängen Kenntnis zu geben und einen gültigen Beschluss über die Wahl des Bauplatzes und dessen Bearbeitung und Einebnung nach den Vorschlägen des Herrn Kreisbauinspektors herbeizuführen. Vor Beginn der Bauarbeiten wollen Sie jedoch in unserem Auftrage den Herrn Kreisarzt um Abgabe eines Gutachtens über den Bauplatz ersuchen. Hat er keine Einwendungen zu erheben, so ist mit den Arbeiten sofort zu beginnen."

Am 11. März 1911 schreibt der Bürgermeister von Virneburg an den Kreisbaumeister in Adenau, nachdem der Kreisarzt keine Bedenken geltend gemacht hat: "Die Arbeiten zur Herstellung und Einebnung des Schulhausbauplatzes Mittelbaar müssen alsbald zur Ausführung kommen. Bekanntlich soll das dabei gewonnene Material zur Anschüttung einer in nächster Nähe herzustellenden Brücke über den Eschbach verwandt werden. Zur Brücke selbst sollen Cementrohre benutzt werden. Ich bitte um ihre gefl. gutachtliche Äußerung, von welcher Weite die Rohre sein müssen und ob sie es mit Rücksicht auf die Wasserführung des Eschbaches für erforderlich halten, dass zwei Rohre nebeneinander zu legen sein würden."

Da die Firma Gebrüder Leidinger aus Adenau die Brücke mit Überwölbung zum gleichen Preis wie mit Rohren anbot (insgesamt 425,00 Mark), kam man zum Ergebnis, einer gemauerten Brücke den Vorzug zu geben.

In der Sitzung vom 09. September 1911 beschließt der Gemeinderat von Baar unter Vorsitz von Bürgermeister Düx aus Virneburg und den Ratsmitgliedern Wagner aus Oberbaar, Schlich aus Wanderath, Büchel aus Mittelbaar, Thelen aus Niederbaar, Schmitt aus Engeln und Wagner aus Niederbaar (es fehlte Bohr aus Büchel) den Tagesordnungspunkt: -Regulierung des Schulbauplatzes Mittelbaar-
"Die Arbeiten zur Einebnung des Schulbauplatzes zu Mittelbaar sollen der Unternehmerfirma Gebrüder Leidinger zu Adenau nach Maßgabe ihres Kostenanschlages zur Ausführung übertragen werden. Im weiteren Verfolge des Gemeinderatsbeschlusses vom 11. März d. J. überträgt der Gemeinderat der Unternehmerfirma Gebrüder Leidinger zu Adenau die Anschüttung des Feldweges vor Mittelbaar und die Herstellung einer Bachbrücke nach Maßgabe des vorliegenden Leidinger´schen Angebotes. Die Kosten sollen vorläufig aus laufender Rechnung bestritten werden. Evtl. wird die Gemeinde später zu einer Anleihe schreiten. Vor Beginn der Arbeiten soll eine Ortsbesichtigung stattfinden, wozu der Unternehmer und der Genossenschaftsvorsteher beigeladen werden soll."

Mit der Bachverlegung, den Brückenbauarbeiten und den Erdbewegungen auf dem Schulgrundstück wird im November 1911 begonnen. Die Arbeiten sind im April 1912 abgeschlossen. Anschließend wird mit den Planungen für die Schule begonnen.

Am 15. Mai 1912 bittet die Regierung in Koblenz um Angabe der Schülerzahlen mit Hochrechnung bis 1917. Folgende Schülerzahlen werden mitgeteilt.

Entwicklung der Schülerzahlen in Wanderath

Entwicklung der Schülerzahlen in Mittelbaar


In einem Bericht des Königlichen Hochbauamts Andernach vom 11. November 1912 ist folgendes zu lesen: "Das Schulhaus ist bestimmt für die Kinder der 3 Ortschaften Ober-, Mittel- und Niederbaar, welche z. Zt. noch den weiten Weg bergan zur überfüllten Schule nach Wanderath zurücklegen müssen. Nach den Angaben über die Zahl der Kinder war der Schulsaal für 80 Kinder zu bemessen, für 40 Mädchen 2 Abortsitze, für 40 Knaben und die Lehrerfamilie je 1 Abortsitz. Außerdem war ein kleiner Schweine- oder Ziegenstall und ein Brennstoffgelass vorzusehen. Als Bauplatz ist nach mehrfachen anderweitigen Versuchen in den 3 Ortschaften ein Platz am östlichen Ausgang von Mittelbaar ausersehen worden, der zunächst wegen seiner starken Steigung nach Norden hin wenig geeignet erschien, jedoch durch Erdabtrag und Erweiterung nach Westen hin diesenMangel verloren hat. Er ist von der Provinzialstraße aus leicht zugänglich, für Fuhrwerk über den westlichen Rest eines Fahrweges, welcher früher in Windungen nordwärts zur Höhe führte, aber jetzt eingezogen ist. Der auf der Höhe zu Tage tretende Fels läßt vermuten, dass auch für den Bau auf dem tiefer liegenden Teil günstige Gründungsverhältnisse angetroffen werden. Auch wird die Erbohrung eines Brunnens und die Abwässerbeseitigung keine Schwierigkeiten bieten. "

Am 20. Januar 1914 erfolgt die Ausschreibung. Für den Bau werden 3 Angebote abgegeben. Billigstanbieter ist die Firma Gebrüder Leidinger aus Adenau mit 16.239,30 Mark. Das teuerste Angebot beträgt 17.350,10 Mark. Mit Beschluß des Gemeinderats vom 01. März 1914 wird die Firma Gebrüder Leidinger mit den Arbeiten beauftragt. Die Fertigstellung ist auf den 01. März 1915 terminiert. Dieser Termin konnte eingehalten werden und am 30.März 1915 erfolgte um 11.30 Uhr die Abnahme. Mit der Schlußrechnung ergaben sich Kostenüberschreitungen von 775,93 Mark, die darauf zurückzuführen waren, dass das Gebäude aufgrund schlechter Bodenverhältnisse eine andere Stellung erhielt, als ursprünglich vorgesehen.

Da mit dem Bau der Schule unmittelbar vor Beginn des 1. Weltkriegs begonnen wurde, wurde aus Kostengründen überall gespart. Das Erdgeschoß wurde noch solide gebaut. Doch die Lehrerwohnung im ersten Stock und der Speicher waren nur mangelhaft ausgeführt. Bereits am 12.06.1930 stellte der Bürgermeiser von Virneburg beim Kreis Adenau einen Antrag auf Zuschuß zur Renovierung der Schule. Hier heißt es, dass der Kreisbaumeister schwere Mängel an der Schule festgestellt hat.

In den folgenden Jahren bis zur ihrer Schließung am 14. Juli 1970 unterrichteten folgende Lehrer an der Schule in Mittelbaar:

 

Bild rechts: Die Junggesellen und die Verheirateten aus Oberbaar und Mittelbaar U.a. Dröcke Hermann, Evels Erwin, Schneidesch Herbert (Pop), Leo Zepp, Schneidesch Helmut (Schneidereche), Krämer Hans, Schäfesch Hubert, Harri Biebrich, Michels Josef und Robert RetterathBild rechts: Die Junggesellen und die Verheirateten aus Oberbaar und Mittelbaar U.a. Dröcke Hermann, Evels Erwin, Schneidesch Herbert (Pop), Leo Zepp, Schneidesch Helmut (Schneidereche), Krämer Hans, Schäfesch Hubert, Harri Biebrich, Michels Josef und Robert Retterath Schulkinder von Mittelbaar Karneval 1953Schulkinder von Mittelbaar Karneval 1953

Großer Waschtag bei Anna May (Schäfesch  Anna) im Jahre 1936Großer Waschtag bei Anna May (Schäfesch Anna) im Jahre 1936 Schäfesch Anna (Anna May) und Jüseps Willi (Willi Gerhards) bei der mühevollen Heuernte auf dem Weg zum FernsehturmSchäfesch Anna (Anna May) und Jüseps Willi (Willi Gerhards) bei der mühevollen Heuernte auf dem Weg zum Fernsehturm

 

4. Die Gerichtsverhandlung in der Schule Mittelbaar

von Pfarrer Aloys Richter

Lehrer Manderscheid trägt im Jahre 1931 in die Chronik der Schule Mittelbaar ein:

Am 14. April fand im Schulsaal zu Mittelbaar eine Gerichtsverhandlung des Schöffengerichtes Koblenz über einen Autounfall statt, der sich im September 1930 hier ereignet hatte. Angeklagt war der Kaufmann Schuy aus Mayen wegen fahrlässiger Körperverletzung. Im genannten Monat hatte er, mit seinem Lieferwagen aus Richtung Adenau kommend, dass 2jährige Kind Jakob Retterath aus Mittelbaar, als letzteres am Hause der Familie May kurz vor dem Auto die Straße überqueren wollte, überfahren. Glücklicherweise kam das Kind so unter dem Auto zu liegen, dass es außer einer kleinen Stirnwunde keine weiteren Verletzungen erlitt.

Als Zeugen waren geladen: Herr Matthias May aus Mittelbaar, Herr Peter Retterath aus Mittelbaar, Gemeindevorsteher Christian Werner, Lehrer Hermann Manderscheid und der Beifahrer des Kaufmanns.

Nach dem Verhör der Angeklagten und der Zeugen fand eine Ortsbesichtigung statt. Der Sachverständige, Ingenieur Löns, stellte sich in der weiteren Verhandlung auf den Standpunkt, dass eine leichte Fahrlässigkeit des Fahrers vorliege. Der Staatsanwalt hingegen vertrat die Ansicht, dass eine schwere Fahrlässigkeit vorliege und beantragte eine Geldstrafe von 200 Mark oder 20 Tage Haft.

Der Vertreter des Angeklagten bat mit Rücksicht auf dessen jugendliches Alter (18 Jahre) um ein mildes Urteil. Nach kurzer Beratung verkündete der Vorsitzende das Urteil. Schuy wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 80 Mark Geldstrafe oder 8 Tagen Haft verurteilt

Paul und MonikaPaul und Monika Stücks Reni (Reni Schmidt) mit Doris Augel, die Tochter von Anna AugelStücks Reni (Reni Schmidt) mit Doris Augel, die Tochter von Anna Augel

Schneidesch Josef (Josef Rettterath) mit Paul aus AustralienSchneidesch Josef (Josef Rettterath) mit Paul aus Australien Schneidesch Johann (Johann Retterath) und Schäfesch Hein (Heinrich May)Schneidesch Johann (Johann Retterath) und Schäfesch Hein (Heinrich May)

Ein Mittelbaarer Original: Stücks Johann (Johann Lassau)Ein Mittelbaarer Original: Stücks Johann (Johann Lassau) Stücks Johann beim Eisverkauf in KölnStücks Johann beim Eisverkauf in Köln

 

5. Auswanderer aus Mittelbaar in der Zeit von 1834 bis 1911

 Quelle: Emigration Records From The Geman Eifel Region 1834-1911, von Dr. Hanns Egon Freund, Bad Tölz Quelle: Emigration Records From The Geman Eifel Region 1834-1911, von Dr. Hanns Egon Freund, Bad Tölz

 

 

6. Wasserleitungsbau in der Ortsgemeinde Baar

Bereits vor dem 2. Weltkrieg wurden in unserem Gebiet flächendeckend öffentliche Wasserleitungen geplant. Diese wurden jedoch in der Ortsgemeinde Baar, bis auf den Ortsteil Wanderath, nicht realisiert. Am 15. Juni 1949 beschloss man im Gemeinderat von Baar den Bau einer Wasserleitung. Der Beschluß kam dadurch zustande, dass sich die Gemeinde Herresbach bereit erklärte, die Ortsteile Ober-, Mittel- und Niederbaar mit Wasser aus ihrer Leitung zu versorgen. Hierzu sollte eine Verbindungsleitung von Herresbach nach Oberbaar verlegt werden. Im Gegenzug beteiligte sich die Gemeinde Baar an dem Bau eines Hochbehälters in Herresbach. Weiterhin wurde der Bau einer Wasserleitung von Wanderath nach Freilingen beschlossen. Später sollten dann noch die Ortsteile Büchel und Engeln an Wanderath angeschlossen werden. Zur Finanzierung der Baumaßnahme beschloss der Gemeinderat den Verkauf von 6 Grundstücken in Oberbaar im Bereich "Auf der Stroth. Der Durchschnittspreis je Grundstück betrug 800 Euro.

Doch der Bau in den Ortsteilen Ober-, Mittel- und Niederbaar verzögert sich. 1951 wurden Schürfungen im Bereich der Herresbacher Mühle und im Metzer Loch durchgeführt. Diese hatten den Zweck, die dortigen Quellen freizulegen und einzufassen. Im Gegensatz zu den Baarer Ortsteilen wurde die Leitung von Wanderath nach Freilingen gebaut und war im Jahre 1954 fertig.

Da sich die öffentliche Wasserversorgung in der Baar verzögert, sucht man für die Schule Mittelbaar eine andere Lösung. Bisher wurde die Schule aus einem Brunnen, der sich auf dem Schulhof befand, versorgt. Mit einer Handpumpe pumpte man das Wasser über ein Leitung in die Waschküche. Die Waschküche befand sich im Keller. Von hier aus mußte das Wasser mit Eimern in den Schulraum und in die Lehrerwohnung getragen werden. Um die Wasserversorgung bequemer und zeitgemäßer zu gestalten, schaffte die Gemeinde im November 1954 ein elektrisches Hauswasserwerk an. Das Hauswasserwerk wurde von Peter Jax aus Oberbaar in der Waschküche aufgestellt. Es war am 29. November 1954 um 18.45 Uhr fertig montiert und funktionstüchtig.

Bis zum Jahr 1957 konnte der Bau einer Wasserleitung in den Ortsteilen Ober-, Mittel- und Niederbaar nicht realisiert werden. Mitte der 50er Jahre wurde das Kreisgruppenwasserwerk Eifel gegründet und man begann flächendeckend mit dem Bau der öffentlichen Wasserleitung. Bereits im Juni 1958 hatte man die Gemeinde Baar erreicht. Auf dem Blackemich bei Niederwelschenbach wurde ein Hochbehälter gebaut, der mit Wasser aus dem Quellgebiet bei Weibern versorgt wurde. In den nachfolgenden Jahren wurden nach und nach alle Ortsteile an das öffentlich Wassernetz des Kreisgruppenwasserwerks Eifel angeschlossen.

Am 16.07.1962 kam es nachmittags zu einem Rohrbruch der Hauptversorgungsleitung, die durch Mittelbaar führt. Der Bruch war direkt vor dem Haus Caratiola. Während der Instandsetzungsarbeiten, die auch die Nacht hindurch bis zum nächsten Mittag andauerten, mußten viele der angeschlossenen Gemeinde wie Nitz, Münk, Ditscheid, Arbach und Höchstberg auf ihre alten Brunnen zurückgreifen. Der Landrat des damaligen Kreises Mayen, Herr Dr. Kohns, als dessen Lebenswerk man die Gründung des Kreisgruppenwasserwerks Eifel bezeichnen kann, fand sich persönlich an der Schadensstelle in Mittelbaar ein und überzeugte sich von den Instandsetzungsarbeiten.

Die Schule in MittelbaarDie Schule in Mittelbaar Tante Käthe aus Düsseldorf zu Besuch bei Stucks Johann (Johann Lassau)Tante Käthe aus Düsseldorf zu Besuch bei Stucks Johann (Johann Lassau)

von links nach rechts: Schäfesch Edith (Edith May), Schneidesch Maria, (Maria Retterath),Schäfesch Mattil, Mathilde Retterathvon links nach rechts: Schäfesch Edith (Edith May), Schneidesch Maria, (Maria Retterath),Schäfesch Mattil, Mathilde Retterath von links nach rechts: Schneidesch Albert (Albert Retterath), ein Berliner Ferienkind, Stücks Reni (Reni Shmidt), Schneidesch Anna (Anna Retterath), Schneidesch Josef (Josef Retterath)von links nach rechts: Schneidesch Albert (Albert Retterath), ein Berliner Ferienkind, Stücks Reni (Reni Shmidt), Schneidesch Anna (Anna Retterath), Schneidesch Josef (Josef Retterath)

 

7. Anekdoten

Schneidesch Peter

Schneidesch Peter hatte direkt an der Straße (heute B 258) vor seinem Haus ein Plumsklo. Das "Häuschen" war schon alt und schief. In der Nacht zum 1. Mai wollten ihm die Oberbaarer Junggesellen einen Streich spielen und das Häuschen umwerfen. Als sie anfingen saß Schneidesch Peter auf dem Klo und rief: "He, he, ich setzen noch do trop."

Heinrich May und Schneider Johann

Heinrich May und Schneider Johann waren beide Meßdiener bei Pfarrer Schneider in Wanderath. Eines Tages mußte Schneider Johann kurz vor Beginn der Messe ganz nötig seine Notdurft verrichten. Es drückte ihn schon dermaßen, dass er nicht mehr ohne Unheil aus der Sakristei kam. Da er sich zu helfen wußte, nahm er eine leere Kerzenschachtel und machte dort hinein. Es stank fürchterlich. Als Pfarrer Schneider nun in die Sakristei kam und den Gestank roch, "schimpfte" er die beiden fürchterlich aus. Pfarrer Schneider wußte direkt, dass dies nur von Schneider Johann sein konnte.

Fahrt mit den Kippwagen

Früher führte die Bundesstraße an Mittelbaar vorbei, bog hinter Furte Bernard (Bernard May) rechts ab in Richtung Wanderath und ging dann in Höhe vom Spielplatz über die Brücke durch Oberbaar. 1938 wurde sie auf der Stroth in Richtung Herresbach begradigt. Hierzu hatte man Schienen verlegt und fuhr den Dreck, den man abtrug, mit Kippwagen in Richtung Mittelbaar.
Schneider Johann, Hannese Steff und Heinrich May zogen es eines Sonntags vor, anstatt in die Kirche zu gehen, lieber mit den Kippwagen zu spielen. Als Pfarrer Schneider dies erfuhr, predigte er von der Kanzel: "Da gehen die Kerle nicht in die Kirche sondern Fahren Sonntags Kippwagen."

Die Hebamme Katharina Caratiola

Jeden Morgen saß Tante Käth an ihrem Küchenfenster zur Straße hin und begrüßte die Schulkinder von Oberbaar. Sie sagte dann zu den Kindern: "Guten Morgen ihr Jungs." Dies sagte sie auch, wenn Mädchen dabei waren oder nur Mädchen vorbei gingen.

 

8. Der älteste Einwohner von Mittelbaar

Mathilde Reuter (Schäfesch Mattil), mit 77 JahrenMathilde Reuter (Schäfesch Mattil), mit 77 Jahren

Schneidesch Anna und Maria (Anna und Maria Retterath)Schneidesch Anna und Maria (Anna und Maria Retterath) Schneidesch MonikaSchneidesch Monika

Schneidesch Johann (Johann Retterath) mit Familie)Schneidesch Johann (Johann Retterath) mit Familie) Schneidesch Maria, Schneidesch Monika Schneidesch JakobSchneidesch Maria, Schneidesch Monika Schneidesch Jakob

 Schneidesch Anna und MonikaSchneidesch Anna und Monika

 

Der Maibaum wird auch in Mittelbaar nach alter Tradition gestellt.

Das ganze Dorf hat mitgeholfen.Das ganze Dorf hat mitgeholfen.

Zunächst wurde geschmücktZunächst wurde geschmückt und dann ging es langsam in die Höheund dann ging es langsam in die Höhe

Die letzten prüfenden Blicke: Ist er gerade???Die letzten prüfenden Blicke: Ist er gerade??? Ja, er stehtJa, er steht

Der Lohn der ArbeitDer Lohn der Arbeit

 

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