Oberbaar
Flurbereinigung in Baar
Im Jahre 1936 begann das Kulturamt Adenau in der Gemeinde Baar mit der Flurbereinigung. Die ersten Pläne kamen 1939 heraus. Entsprechend ihrer Fläche mussten die Grundstückseigentümer sich an den Kosten beteiligen. Da die Leute in der Eifel arm waren und nur wenig Geld hatten, gingen sie zusammen mit dem Reichsarbeitsdienst ihren Anteil abarbeiten. Der Reichsarbeitsdienst war in Baracken in Wanderath, dort wo heute das Landschulheim steht, untergebracht. Entsprechend den Grundstücksplänen wurde vom Reichsarbeitsdienst ein neues Wegenetz angelegt und die Felder entwässert. So wurden damals in Oberbaar in die Felder und Wiesen auf der Stroht und im Suddel sowie am Neusbach Drainagen gelegt. Weiterhin wurden das Bett des Bierschbachs, des Eschbachs sowie des Neusbachs begradigt und das Ufer mit Steinen befestigt. Als Drainagen dienten damals Tonrohre mit einer Länge von ca. 30 cm. Diese Rohre wurden nach einem gewissen System in Gräben von ca. 50 cm Tiefe aneinander gelegt. Man spricht hier von Saugern und Sammlern. Die Sauger waren die Seitenarme, die das Wasser sammelten. Sie mündeten in den Sammlern, die das Wasser in einen Bach abführten. Der Innendurchmesser der Tonrohre in den Saugern betrug 6,5 cm und in den Sammlern ca. 8 cm. Abgedeckt wurden die Rohre mit Stroh. Anschließend verfüllte man die Gräben mit Erde.
Die Flurbereinigung wurde nach dem Krieg mit der Übergabe der Grundstücke abgeschlossen. Noch heute hat die Gemeinde von den damals gelegten Drainagen Pläne.
Drescharbeiten in Oberbaar
1950 kaufte die Dorfgemeinschaft Oberbaar sich eine eigene Dreschmaschine. Sie wurde bei Hemereje Peter in der Bachstraße untergestellt (heute Anwesen Becker). In den 50er Jahren schafften sich auch Jockems Miese eine Dreschmaschine an. Bis zu diesem Zeitpunkt dreschten in Oberbaar Netzermüllesch Jupp aus Virneburg (Josef Werner) und Dora aus Boos.
Wenn im Herbst mit den Drescharbeiten begonnen wurde, unterstützte man sich gegenseitig im Rahmen der Nachbarschaftshilfe. Doch bereits 1960 kamen die ersten Mähdrescher. So waren die Jahre der Oberbaarer Dreschmaschine schnell gezählt. 1963 entschloss sich die Dreschgemeinschaft zum Verkauf. Mit dem Geld wurde der Möhnentag finanziert.
Später kaufte sich Peter Thelen einen Mähdrescher, mit dem er für sich und auch in Lohnarbeit für Andere Mäharbeiten durchführte. Als Peter Thelen 1980 verstarb, kaufte sich Hemerjiede Willi (Willi Retterath) ebenfalls einen Mähdrescher.
Gaststätten in Oberbaar
1963 wurden in Oberbaar 2 Gaststätten eröffnet. Zuerst war Eröffnung bei Pitze Jupp (Josef Augel) und einige Wochen später bei Pitze Werner (Werner Jonas). Das Gasthaus von Pitze Werner wurde 1990 verkauft und von Herbert Thelen erworben. Er erweiterte die Gaststätte zum Hotel Eifeltreff und baute 2 Kegelbahnen an. 1999 wurde das Hotel von Willi Pierz erworben und es bekam den Namen "Landhotel". Im Jahre 2004 wechselte wiederum der Besitzer und das Hotel wurde von Guido Droll übernommen.
Pitze Jupp baute 2 Jahre nach der Eröffnung eine Kegelbahn. Im Umkreis von etlichen Kilometern war dies damals die einzige Möglichkeit zum Kegeln. Die Gaststätte wurde bis 1991 betrieben. Das Gebäude wurde dann von Heribert Oedingen aus Hürth erworben und im Jahre 2002 wegen Baufälligkeit abgerissen. Im Rahmen einer Zwangsversteigerung erwarb die Gemeinde später das Grundstück.
Oberbaarer Kirmes
Früher feierten die Ortsteile Oberbaar, Mittelbaar und Niederbaar zusammen Kirmes. Sie war im Herbst und richtete sich nach dem Michelstag (Namenstag des heiligen Michael: 29.09.). Anlässlich der Kirmes standen einmal in der "Baar" 3 Zelte und zwar 2 in Oberbaar und 1 in Niederbaar. Später verlegte Oberbaar die Kirmes und man richtete sich nach dem Donatustag (der heilige Donatus war Bischof von Arezzo und hat Namenstag am 07.08.).
Unternehmer und Geschäfte
Bis zum Jahre 1932 betrieb Dröcke Bernhard (Bernhard Wagner, Vater von Josef Wagner) ein Kolonialwarengeschäft. Bis zum Krieg hatte er auch das öffentliche Telefon. Von Ende der 60er Jahre bis 1980 hatte Strohte Mariche (Maria May) einen kleinen Lebensmittelladen oben an der Bundesstraße.
Hemmerjiede Josef (Josef Retterath, Vater von Willi Retterath) hatte für die damalige Zeit zwei seltene Hobby's. Er reparierte Uhren und war Fotograf. Die Reparatur der Uhren hatte er sich selber angeeignet. Dieses Hobby führte er bis zu seinem Tode im Jahre 1962 aus. Noch heute hat Willi Retterath eine Kiste mit Federn und Zahnrädern auf dem Dachboden. Das zweite Hobby war das Fotografieren von Landschaften und Familienporträts. Hemmerjiede Josef besaß eine eigene Kamera und entwickelte die Bilder selbst. Auch die Kamera existiert heute noch.
Hemereje Peter (Peter Jonas) wohnte in der Bachstraße wo heute Werner Schild wohnt. Er war Hobbyschuster. Man erzählt, dass er als einziger Schuster in der Umgebung Schuhe verlängern konnte, wenn diese zu klein geworden waren.
Auch Jannes Mechels Mechel war Schuster. Seine Werkstatt war in Jannes Mechels Haus (Haus von Hedwig May in der Kapellenstraße). Bei ihm arbeitete Hanni Knauf, der das Schusterhandwerk in Kelberg erlernte hatte. Bei Jannes Mechels Mechel lernte Hanni Knauf seine Ehefrau Anna kennen. Hanni Knauf baute später "Auf der Stroht" ein neues Wohnhaus und richtete dort eine eigene Werkstatt ein.
Pitze Jupp (Josef Augel) war ebenfalls Schuster und hatte das Handwerk bei seinem Onkel Peter in Weibern gelernt. Danach arbeitete er als Geselle in Rieden. Seine erste Werkstatt eröffnete er bei Buchems in Virneburg. Später verlegte er sie ins elterlichen Haus nach Oberbaar, wo auch 1963 die Gaststätte "Onkel Jupp" eröffnet wurde.
Peter Thelen sen. war Schmied. 1911 baute er in der Buchholzstr. 1 ein Haus und eine Schmiedewerkstatt. Sein Sohn Peter Thelen jun. führte später die Werkstatt weiter. Dieser erlernte das Schmiedehandwerk beim "Stump" in Adenau. Die Schmiede war früher links neben dem Eingang vom jetzigen Wohnhaus von Paula Thelen. Später baute Peter Thelen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dort wo der Steinbruch war, eine neue Werkstatt mit Feuerwehrhaus.
Wäne Johann (Opa von Hans Michael Wagner) betrieb im Stall von Wäne (heute Anwesen Erich Doll) eine Werkstatt und fertigte Holzräder sowie Naben für hölzerne Ackerwagen an.
Jockems Johann (Vater von Herbert Thelen) war Schneider. Gelernt hatte er in Welcherath. Die Schneiderei betrieb er in der guten Stube in seinem Wohnhaus in der Bachstraße.
Küvelesch Josef, von Beruf Müllermeister, (Josef Werner) betrieb in 2. Generation die Oberbaarer Mühle. 1952 stellte er die Arbeiten ein, da die Mühle schon alt war und zunehmend Reparaturen erforderlich waren. Infolge der hohen Kosten war der Betrieb nicht mehr rentabel. 1962 wurde das Mühlrad, welches aus Holz war, abmontiert. Teile des Mahlwerks sind heute noch zu sehen.
Dort wo heute in der Bachstraße die Familie Biebrich wohnt, war früher eine Ölmühle. Diese wurde von Schommesch Johann betrieben. Angetrieben wurde die Mühle mit Wasser aus dem Eschbach. Der Mühlgraben begann etwa in Höhe der Oberbaarer Mühle und führte durch die Wiesen unterhalb vom Anwesen Schlammereje Katsche (Katharina May). Noch heute sieht man auf der Wiese unterhalb von Schlammereje Katsche eine Mulde. Hier war die "Klaus" (Wehr). In den 50er Jahren liefen dort im Winter die Kinder Schlittschuh. Im Hof von Schommesch Johann stand weiterhin ein Göbelwerk. Wenn der Eschbach nicht genügend Wasser hatte um die Ölmühle anzutreiben, wurden Ochsen vor das Göbelwerk gespannt.
In Oberbaar gab es 4 Fuhrunternehmer. Vor dem Krieg hatte bereits Hemereje Philip (Philip Jonas), sein Bruder Heinrich und Stefes Heinrich (Heinrich Wagner) einen LKW. Ende der 60er Jahre schaffte sich auch Trenne Hermann (Hermann Thelen) noch einen Lastwagen an. Heinrich Jonas hatte den ersten LKW mit Vollgummireifen und einem Benzinmotor. Die Motorkraft wurde mit einer Kette auf die Hinterachse übertragen. Diese musste ständig mit Öl geschmiert werden. Nach dem Krieg wurde der Motor zu einem Holzvergaser umgerüstet. 1938 bekam Stefes Heinrich einen neuen LKW und zwar einen 55er Mercedes. Wenn damals Lehrer Manderscheid mit den Kindern der Mittelbaarer Schule einen Ausflug machte, wurde Hemereje Philip gefragt. Auf die Ladefläche seines LKW montierte man Bänke. Anschließend fuhr er mit den Kindern bis nach Andernach und noch weiter. Manch einer kann sich heute noch an diese herrlichen Ausflüge erinnern.
Mitte der 80er Jahre bis Ende der 90er Jahre betrieb Herbert Thelen (Jokems Herbert) einen Marketenderladen. Er hatte Eis- und Popcornmaschinen und war auf allen größeren Jahrmärkten zu finden. Später hatte er am Nürburgring einige Imbissstände und koordinierte dort den Eisverkauf.
Georg Jonas eröffnete Anfang der 60er Jahre eine Autowerkstatt sowie eine Shell- Tankstelle. Die Tankstelle wurde Anfang der 70er Jahre geschlossen. Im gleichen Zeitraum betrieb auch Bernhard May am Ortsausgang von Oberbaar in Richtung Niederbaar eine BP-Tankstelle. Noch heute ist auf dem Grundstück zu erkennen, wo die Ein- und Ausfahrt zu den Zapfsäulen war.
Nach dem Umzug im Jahre 1964 von Niederbaar nach Oberbaar führte Ernst Schmitt sein Bauunternehmen weiter. Später übernahm es sein Sohn Alfred. Das Unternehmen ist seit 2007 geschlossen.
Rainer Zepp betreibt seit dem Jahre 2002 im Gewerbegebiet Langenbusch einen Gewerbepark und stellt Teile für die Metallindustrie her. Gewerbeflächen hat er an Herbert Jordan vermietet, der im Computersektor tätig ist.
Seit Ende der 70er Jahre betreibt Hermann Josef May (Schlammereje Hermann) in seiner Garage einen Autopflegedienst.
Klaus Jütte führt zusammen mit seinem Sohn Matthias seit 2005 als Lohnunternehmer Mulch-, Fräs- und Schneidearbeiten durch.
Brand in Oberbaar
Im Jahre 1910 kam es zu einem Großbrand im Oberbaarer Oberdorf. Damals waren die Häuser alle mit Stroh gedeckt. Kam es zu einem Brand, so bestand die große Gefahr, dass durch den Funkenflug auch die benachbarten Häuser in Brand gerieten. Insgesamt brannten an diesem Tag 5 Häuser nieder. Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, das Jannes Mechels Johann (Johann May) gezündelt haben soll. Gebrannt hatten die Häuser von Trenne Jakob (heute Joachim Schmitt), Dröcke Bernhard (heute Schimkat), Jannes Mechels (heute Hedwig May), Strohte (ehemals Strohte Mariche) und Pitze Jupp (ehemalige Gaststätte "Onkel Jupp"). Alle Häuser wurden wieder neu errichtet. Im gleichen Zeitraum wurden in der Kapellen- und Buchholzstraße noch folgende Häuser neu gebaut: Wäne Johann (heute Anton Wagner, Kapellenstraße), Wäne Ann (heute Erich Doll jun., Kapellenstraße), Sennschefesch Nann (heute Birgit Werner, Kapellenstraße) und Peter Thelen (heute Paula Thelen, Buchholzstraße)
Die Kapelle und der Wallfahrtsort
Die Oberbaarer Kapelle wurde im Jahre 1773 von Pfarrer Martin Müller erbaut und am 27. August des Jahres eingesegnet. Pfarrer Müller war in Baar geboren und 40 Jahre Pfarrer in Wanderath. Die jetzige Empore wurde 1914 gebaut. Im Jahre 1933 und 1958 wurde die Kapelle komplett restauriert. In Eigenleistung isolierte man Ende der 90er Jahre das Außenmauerwerk und verputzte die Kapelle innen und außen. Weiterhin wurden der Fußboden und die Fenster erneuert sowie eine Elektroheizung und ein elektrisches Läutewerk eingebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt läuteten die Oberbaarer mit der Hand. Jedes Haus musste einen Monat lang morgens, mittags und abends läuten. War der Monat vorbei, war das nächste Haus an der Reihe.
Trotz der Nähe zum Eschbach und dem feuchten Untergrund ist die Kapelle heute noch in einem verhältnismäßig guten Zustand. Die barocke Einrichtung und der Altar stammen wohl aus der Zeit der Erbauung. Vor allem sind die Deckenmalereien beachtlich.
Früher war Oberbaar ein Wallfahrtsort. Die Kapelle ist dem heiligen Donatus geweiht. Donatus ist der Heilige des Unwetters und des Donners. Wenn früher ein Gewitter aufzog, wurde die Donatusglocke geläutet. Mit dem Läuten hörte man erst auf, wenn das Gewitter vorbei war. Man sagte, dass nichts passieren konnte, solange man das Glockengeläut hörte.
Fliegerangriff
An Silvester 1944 war Oberbaar Ziel eines feindlichen Fliegerangriffs. Die Alliierten vermuteten in dem Waldstück im Bereich der Hardt eine V 2 Raketenabschussrampe und bombardierten diesen Bereich. Noch heute kann man dort die Bombentrichter sehen. In diesem Waldstück stürzte auch an Weihnachten 1944 ein deutsches Flugzeug ab. Der Pilot konnte sich nicht mehr retten und starb in seinem Wrack.
Das Oberbaarer Heiligenhäuschen
Das Heiligenhäuschen wurde Ende der 70er Jahre von den Mitgliedern eines Oberbaarer Kegelclubs gebaut. Die Asbachbrüder waren auf Kegeltour und hatten große Sorge, dass sie nicht mehr gesund nach Hause kämen. Als sie unversehrter Dinge nach Hause kamen, bauten Sie zum Dank am Oberbaarer Kirchenweg das Heiligenhäuschen.
1988 wurde das Heiligenhäuschen feierlich eingeweiht.
Der Feldschütz
Fritz Schmitt war der Feldschütz. Gebürtig war er aus Virneburg. Zuerst wohnte er bei Josef Augel und später bei Harry Biebrich. Seine Aufgabe war es, die Wege in Ordnung zu halten und darauf zu achten, dass die Grenzsteine nicht verändert wurden. Gab es Ärger unter den Bauern wegen dem Feld oder wegen den Grenzen, musste er regelnd eingreifen.
Neuer Fronleichnamsaltar
Der alte Altar wurde damals zum Teil vom Verkaufserlös der Dreschmaschine angeschafft. Zwischenzeitlich ist er über 40 Jahre alt und man entschloss sich, einen neuen anzuschaffen. Diesen fertigten Rudolf Bouhs aus Büchel und Franz Josef Schomisch aus Virneburg im Jahr 2005 an. Bezahlt wurde er vom Blumengeld, welches man in den vergangenen Jahren für diese Zwecke zurückgelegt hatte.
Sportverein Schwarz-Weiß Baar
Bereits im Jahre 1954 war in Oberbaar ein Fußballverein. Die Initiatoren waren Pitze Jupp (Josef Augel) und Trenne Hermann (Hermann Thelen). Gegründet wurde der Verein in der Schusterwerkstatt von Pitze Jupp. Der erste Vorsitzende war Willi Wagner aus Mittelbaar. Die Trikots wurden im Sporthaus Waldorf in Mayen gekauft. Die Hemden waren schwarz/weiß gestreift. Hosen und Stutzen waren schwarz. Im Tor spielte Ernst Jonas. Dröcke Hermann (Hermann May) war Mittelläufer und Pitze Jupp Linksaußen. Wegen Spielermangel löste man 1962 den Verein auf. 1969 wurde dann die DJK Baar gegründet.
Brand eines Postbusses
Dieser fuhr bei Schmitt Peter gegen einen Baum und brannte aus. Danach wurde die Linie eingestellt.
Basketballkorb und Tischtennisplatte
Seit 2004 steht auf dem Parkplatz der ehemaligen Gaststätte Josef Augel eine Tischtennisplatte. Sie wurde von den Helfern der ehemaligen Martinsfeste gespendet und am 18.09.2004 feierlich der Dorfjugend übergeben. Im Sommer 2005 wurde noch ein Basketballkorb angeschafft. Neben dem Spielplatz für die kleineren Kinder haben nun auch die älteren Gelegenheit, sich in ihrer Freizeit mit diversen Ballspielen zu beschäftigen.
Es war eine sehr schöne, gelungene Einweihung mit sehr vielen Besuchern.
Anekdoten und Geschichten
In Oberbaar wurde Kirmesmontag immer Fußball gespielt. Es spielten die Frauen gegen die Männer. Gespielt wurde auf dem Sportplatz in Wanderath. Liefen die Männer links an den Frauen vorbei, wurden sie vom Platz gestellt. Trotz Unterzahl haben dennoch meistens die Männer gewonnen.
Hans Michel Wagner (Wäne Mechel) hatte bei Lehrer Manderscheid seine Hausaufgaben nicht gemacht und die Bibel nicht gelernt. Wie das Unglück es wollte, kam er am nächsten Tag an die Reihe und sollte seine Hausaufgabe vortragen. Da er instinktiv schon damit gerechnet hatte, steckte er sich vorsorglich einige Zementtüten in seinen Hosenboden um so seinen Allerwertesten zu polstern. Lehrer Manderscheid schlug Hans Michel zur Strafe mit einem Stock auf den Popo. Doch dieser verzog keine Miene.
Ein anderes mal sollte er als Hausaufgabe einen Aufsatz schreiben. Doch wer Hans Michel kennt,weiß, spielen war ihm an diesem Tag wichtiger. Am anderen Morgen sollte er dann seinen Aufsatz vorlesen. Hans Michel holte sein Heft heraus, schlug es auf und tat so, als ob er vorlesen würde. In Wirklichkeit waren die Blätter leer und Lehrer Manderscheid merkte es nicht. Für diesen Aufsatz bekam Hans Michel ein "gut".
Die Glocken von Oberbaar
von Aloys Richter
Nicht nur Menschen, auch Glocken haben ihre Schicksale; und nicht nur Menschen drohen Tod und Untergang sondern auch den Kirchenglocken. Glocken bestehen aus Bronze. Bronze ist eine Mischung aus Buntmetallen und setzt sich zu 78% aus Kupfer und 22% aus Zinn zusammen. In beiden Weltkriegen gingen Deutschland die Buntmetalle aus, darum sah man die Kirchenglocken als ein Reservoir an, da ja durch die Seeblockade die Einfuhren aus Übersee gestoppt waren.
Hatte der erste Weltkrieg noch die Glocken verschont, obwohl Ablieferung drohte, verlor unsere Pfarrei im zweiten Weltkrieg die Glocken von Döttingen, Herresbach, Nitz, Virneburg, Oberbaar und eine Glocke aus der Pfarrkirche Wanderath. Es war ein Glücksfall, dass die Glocke der Pfarrkirche und die Glocken von Oberbaar nicht zertrümmert und eingeschmolzen wurden sondern nach dem Kriege aus dem Sammellager in Hamburg wieder zurückgeholt werden konnten.
Glocken hängen meist in engen Türmen und sind nur schwer zugänglich. Wir können Fridolin Hörter sen. aus Mayen dafür dankbar sein, dass er damals viele der alten Kirchenglocken abgezeichnet hat.
Metall Glocken gibt es hier im Westen seit etwa 1000 Jahren. Vorher wurden Holzinstrumente gebraucht. Die Erinnerung daran hat sich beim "Klappern" in der Karwoche erhalten. Die ältesten Glocken in unserer Pfarrei sind die Glocken der Pfarrkirche, die auf das 16.Jahrhundert datiert werden.
Eine Glocke zu gießen setzt, wie alle Bronzegüsse, ein hohes handwerkliches Geschick voraus. Das Geheimnis jeder Glockengießerfamilie ist die Kunst, die Glocken nach der Größe und Dicke so zu gießen, wie der Ton verlangt wird. Bei mehreren Glocken einer Kirche muss ja ein harmonisches Geläute entstehen. Viele haben ja die Eifeler Glockengießerei Mark in Brockscheid bei Daun besucht und konnten sich ein Bild der von der Arbeit der Glockengießer machen. Unsterblich aber wurde die Herstellung von Glocken durch Schillers Gedicht "Das Lied von der Glocke". Es war ein langes Gedicht, das früher, als man noch Wert auf das Auswendiglernen legte, von begabten und fleißigen Schülern ganz gelernt wurde.
Glocken sind tief im Gefühlsleben der Christen verankert. Jede Kirche, sei es die kleinste Kapelle im Ort, hatte und hat ihre Glocken. Früher ging hier in den Dörfern das Läuten "ringsum". Jede Familie hatte für eine bestimmte Zeit den Läutedienst. In den letzten Jahrzehnten wurden zunehmend elektrische Läutewerke installiert.
Nun zu den Glocken von Oberbaar, wie sie Fridolin Hörter gezeichnet hat. Glocken sind auf verschiedene Art mit Bildern, religiösen Sprüchen und oft Angabe von Datum und Glockengießerei verziert. Im Lexikon für Theologie und Kirche heißt es:
Der Klang der Glocken drückt die Empfindungen des Gottesvolkes aus, wenn dieses sich freut oder weint, dankt oder bittet, und das Geheimnis seiner Einheit in Christus sichtbar macht. Glocken rufen die Gemeinde zum Gottesdienst, erhöhen das Gepräge kirchlicher Festtage, melden Frieden und Freudenfeier, Krieg, Feuer und Wassernot im Land. Sie verkünden den Mitmenschen freudvolle und leidvolle Ereignisse des Familienlebens, wie Taufe, Hochzeit und Tod (Totenglöckchen) und geben dem Tag einen festen Rhythmus (Aveläuten morgens ,mittags und abends). In früheren Zeiten sah man die apotropäische Sicht der Glocken, sie sollten Ungewitter und Schaden abhalten (die Donatusglocke in Oberbaer wurde bei Gewitter geläutet). Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus wandte sich am Ende des 18. Jahrhunderts scharf gegen das "Mailäuten", bei dem in Nachtsheim durch das lange Läuten eine Glocke zersprang. Das Mailäuten sollte Schaden von der neuen Saat abhalten.
Zur Erklärung: Bekanntlich wurde die Kapelle Oberbaar 1773 von Pastor Martin Müller erbaut. Er war gebürtig aus Oberbaar und es gibt eine unsichere Oberbaarer Tradition, wonach sein Elternhaus gegenüber der Kapelle stand, also etwa auf dem Grundstück des heutigen Hauses Jonas. Patron der Kapelle ist der damaligen Volksfrömmigkeit entsprechend der Wetterheilige Donatus, Pastor Müller nannte als zweiten Patron den hl. Martin, gestaltet wurden Altar und Deckengemälde als Marienkapelle.
Meisen oder Miesen war eine Glockengießerfamilie aus Masburg, begründet vom Mathias Miesen. Der hatte bei Glockengießer Krümmel in Mayen gelernt, den Betreib übernommen und 1770 nach Masburg verlegt .Von ihm sind 8 Glocken bekannt. Die Glocke in Oberbaar ist die älteste. Auch die Kapelle Virneburg hatte eine Glocke aus seiner Werkstatt ,die aber nicht erhalten ist.
Die Glocke in Oberbaar ist die sogenannte Donatusglocke. Sie wiegt ca 40 kg. Der untere Außendurchmesser beträgt 45 cm. Als sie im ersten Weltkrieg abgeliefert werden sollte, verwandte sich Dechant Schneider mit folgenden Worten für die Glocke:" Dieses Glöckchen möge erhalten bleiben, weil die Pfarrei seinen Verlust auf das Schrecklichste empfinden müsste wegen seiner ganz besonderen Verehrung."
Zur Erklärung: Dieser Peter Miesen oder Meisen ist ein Sohn des oben genannten Matheis Meisen. Von ihm können wir 16 Glocken nachweisen, darunter die oben genannte in Oberbaar. Sein Schwiegersohn Matthias Schmitz verlegte die Gießerei nach Müllenbach (Laubach-Müllenbach). Er hat 2 Glocken für Döttingen gegossen, die aber untergegangen sind. Dessen Sohn ging nach damaligen Brauch auf Wanderschaft, um sich fortzubilden und wurde in Frankreich beraubt und ermordet. Eine Tochter heiratete den Glockengießer August Mark, der die heutige Glockengießerei in Brockscheid gründete. Aus dieser Werkstatt stammen fast alle Glocken der Pfarrei.
Johann Martin Molitor, Molitor ist die lateinische Form von Müller, stammte ebenfalls aus Oberbaar, war ein Patenkind des oben genannten Pastors Martin Müller und trug nach der damaligen Sitte als Patenkind den Voramen seines Onkels. Er wurde 1737 in Oberbaar geboren, 1761 in Trier zum Priester geweiht und war 1763-1767 Pastor in Langenfeld. Dann wurde er Cellerar im Frauenkloster St. Thomas zu Andernach. Der Cellerar, damals auch Kellner genannt, war für den Wirtschaftsbetrieb eines Klosters verantwortlich, also für Haus, Scheune und Keller. Johann Martin Molitor (Müller) hat diese Glocke 1778 wohl zum Andenken an seinen Onkel Martin gestiftet, der 1778 verstorben war.
Soweit aus der Geschichte der Oberbaarer Glocken. Ich plane, wenn ich noch die Kraft und die Zeit dazu finde, einen Bericht über alle Glocken der Pfarrei.
Es ist also ein Glücksfall, dass die Zeugnisse der Glockengießerfamilie Meisen in Oberbaar erhalten blieben. Möge ihnen in der Zukunft ein besseres Schicksal beschieden sein; nach den Schlussversen aus dem Lied von der Glocke: "Friede dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute." Oder nach einem alten Glockenspruch aus dem Zeit um 1200:
O + REX+GLORIE+VENI+CUM +PACE
(O König des Friedens komm mit deinem Frieden)
Literatur:
Hörter, Fridolin sen. : Zeichnerische Aufnahme der Glocken im Kreis Mayen 1940-1950 Schug, Peter, Geschichte der Dekanate Mayen und Burgbrohl. Trier 1961 Seite 482 Hörter , Fridolin : Mayen war einmal eine Glockengießerstadt. In : Rheinzeitung 22.12.1960 Die Glockengießer Miesen aus Masburg.in: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel. Beilage der Rheinzweitung.46,Jahrgang.Nr. 8 August 1998.
Kasper Walter (Herausgeber) :Lexikon für Theologie und Kirche. Vierter Band.
Freuburg 1995 .Seite 746 ff.
Pfarrarchiv
Schreck um Mitternacht
Manfred Specht
Wir schreiben das Jahr 1964. Seit sieben Jahren unterrichtete ich, Manfred Specht aus Miesenheim, (heute Stadtteil von Andernach) als Nachfolger von Lehrer Hermann Josef Manderscheid (zum Hauptlehrer in Thür befördert) an der einklassigen Volksschule in Mittelbaar. Selbstverständlich pflege ich neben den offiziellen Begegnungen auch zahlreiche anderweitige Kontakte mit den Eltern meiner Schüler/innen, indem ich mit meiner Gattin öfter die Gaststätten in Niederbaar (Schmittenhöhe) und Oberbaar (Hotel Jonas) aufsuche um in geselliger Runde zu plaudern.
So fahren wir an einem Samstagabend (es ist ein Rennwochenende auf dem Nürburgring) zum Gasthof Jonas nach Oberbaar. Unseren diamantgrauen VW-Käfer parken wir auf dem kleinen Nebenweg, parallel zur B 258 vor dem Haus der Familie Düx. Den gesamten Abend verbringen wir in froher Geselligkeit in der Gaststätte. Gegen Mitternacht verlassen wir als letzte Gäste das Lokal. Am Ausgang taucht plötzlich ein junger Mann auf und fragt: "Sind sie die letzten Gäste?" Wir bejahen dies. Flugs kehrt der Fremde um, eilt über den Hof hinüber zu Bundesstraße, steigt dort in einen haltenden PKW. Dieser gibt unvermittelt Vollgas und braust ohne Licht anzuschalten, in die Dunkelheit in Richtung Nürburgring davon.
Arglos überqueren wir die Straße zu unserem dort geparkten PKW. Ich will die Tür aufschließen, da bemerke ich, dass das Türschloss höher liegt als normalerweise. Bei näherem Hinschauen erleben wir eine unangenehme Überraschung. Das Fahrzeug steht hochgebockt vor uns, auf der einen Seite mittels eines Wagenhebers, auf der anderen Seite ein entsprechend hohes T-Eisen. Drei Räder liegen abmontiert am Rand der Bundesstraße, ein Rad hängt noch locker an den Schrauben. Die übrigen Muttern und Schrauben liegen in den Raddeckeln zum Abtransport bereit. Herr Düx schaltet die Außenleuchte seines Hauses an, so dass auch unser Parkplatz erhellt wird. Nun erkennen wir die Untat der Ganoven genauer, montieren die buchstäblich im letzten Augenblick geretteten Räder an, um nach getaner nächtlicher Arbeit, die Heimfahrt nach Mittelbaar anzutreten.
Wir sind schließlich alle überzeugt: Wären wir noch ein wenig länger in der Gaststätte geblieben, hätten wir mit Sicherheit ein radloses Fahrzeug vorgefunden und hätten den Heimweg zunächst zu Fuß antreten müssen.
Lebenslauf:
Pater Stephan Wagner Trier
Am Sonntag, 2. Dezember 1928, wurde ich als 4. Kind der Eheleute Bernhard und Anna Wagner geb. Nett geboren. Noch am gleichen Tag wurde ich getauft, weil meine Lebenschancen anscheinend nicht sehr groß waren. Im Kreis meiner 5 Geschwister wuchs ich auf und kann mich noch an manche Einzelheiten aus meinem 4. und 5. Lebensjahr erinnern. Im Frühjahr 1935 wurde ich in der Volksschule in Mittelbaar eingeschult, wo sich damals für die Gemeinde Baar die Grund- und Hauptschule befand. Mein erster Lehrer in der Grundschule war ein Herr Liesenfeld. Im 3. Schuljahr übernahm uns dann Herr Manderscheid. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, in der mein Vater anfangs noch Soldat war, änderte sich vieles in unserem Dorfleben. Von der Mittelbaarer Volksschule wechselte ich während des Krieges zum Realgymnasium nach Adenau. Es waren harte Jahre, jeden Tag mit dem Fahrrad nach Adenau zur Schule zu fahren, nur im Winter wohnte ich bei Bekannten in Adenau.
Das Jahr 1944 war für mich ein sehr schweres und sorgenreiches Jahr. Nicht nur wegen des näherrückenden Krieges, sondern am 12. Mai starb meine Mutter und sieben Wochen später auch der Vater. Da wir Kinder noch alle minderjährig waren, entschied die Verwandtschaft, dass ich mein Studium fortsetzen sollte. Im Monat August wurden die größeren Jungens der Schule in Adenau zusammen mit Schülern des Gymnasiums Ahrweiler für mehr als 3 Monate zum Ausbau von Verteidigungsgräben in die Westeifel nach Kyllburg geschickt. Im Spätherbst kehrten wir zurück. Doch wegen der Kriegszeit fand seit Juli 1944 kein Unterricht mehr statt. Dieser Zustand dauerte bis Oktober 1945. Schließlich konnte ich 1947 mit der Mittleren Reife die Schule in Adenau beenden und wechselte über in das Internat und humanistische Gymnasium der Weißen Väter nach Großkrotzenburg bei Hanau. Mit dem bestandenen Abitur konnte ich 1952 das Philosophiestudium in Trier beginnen, das 2 Jahre dauerte.
Es folgte nun eine Ausbildung in internationalen Ausbildungshäuser der Weißen Väter in Holland und England. Zuerst das Noviziat in Holland und 3 Jahre Theologie, welches in London 1958 abgeschlossen wurde. Zur Priesterweihe kehrte ich im Juli 1958 nach Deutschland zurück und empfing diese am 20. Juli in München, durch die Hand des ersten afrikanischen Bischofs neuerer Zeit Dr. Josef Kiwanuka, der später mein Bischof in Uganda/Ostafrika wurde. Doch bevor es soweit war, feierte ich, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, meine Primiz am 20. Juli 1958 in Wanderath.
Nach der Primiz kehrte ich zum Weiterstudium nach London zurück und konnte erst im April 1959 nach Uganda/Ostafrika ausreisen. Damals dauerte so eine Reise von Rom nach Entebbe/Uganda 20 Stunden. Vieles hatte ich während meines Studiums über Uganda in Afrika gehört, doch die Wirklichkeit war anders.
Meine erste Ernennung als Kaplan war auf den Ssese-Inseln im Viktoria See. Fleisch gab es kaum zu essen, wohl aber immer frischen Fisch. Meine erste Aufgabe war die einheimische Sprache zu erlernen. Nach 2 Prüfungen über das Verstehen und Sprechen der Sprache wurde mir die Erlaubnis zum Beichthören und zum Predigen erteilt. Vor allem erteilte ich Religionsunterricht in der Sekundar-Schule und der Grundschule. In den Tagebüchern der Pfarrei Bumangi auf den Ssese-Inseln fand ich die Eintragung, dass dort im Jahre 1904 der Bakteriologe Robert Koch weilte, der die Schlafkrankheit und Malaria erforschte. Dort war die Schlafkrankheit ausgebrochen und die ganze Bevölkerung musste aufs Festland evakuiert werden. Nach 7 Jahren durfte ich 1966 zum ersten Mal in Heimaturlaub fahren. Im Dezember 1966 kehrte ich nach Uganda zurück und wurde bald Pfarrer in der Pfarrei, wo ich schon mal als Kaplan wirkte. Dies liegt etwa 30 km nördlich der Hauptstadt Kampala. Um das Jahr 1969/70 bat mich mein damaliger Erzbischof die Mutterpfarrei zu teilen und eine neue Pfarrei zu bauen, weil die Pfarrei mit über 20 000 Katholiken und 18 Filialkirchen zu groß geworden war. In den Jahren 1971 bis 74 konnte ich das Pfarrhaus und die Pfarrkirche in der neuen Pfarrei im Rohbau errichten, die dann später von polnischen Salesianerpatres übernommen wurde. Meine Abreise aus Afrika kam recht bald.
1975 wurde ich von meinem Obern nach Deutschland zurückgerufen, um im Generalvikariat in Trier das Referat "Weltkirche" zu übernehmen. Eine Arbeit die mir viel Freude bringen sollte und in der meine Afrikaerfahrung mir gute Dienste tat. Meine Arbeit bestand vor allem in der missionarischen Bewusstseinsbildung in den Pfarreien, die Beziehungen zu den Werken, wie Missio, Misereor usw. zu pflegen, den Kontakt zu den aus der Trierer Diözese stammenden Missionaren zu unterhalten und die Trierer diözesare Bolivienhilfe zu intensivieren.
Im Alter von 60 Jahren und nach 14 jähriger Tätigkeit habe ich dann schließlich die Arbeit niedergelegt.
Für 6 Jahre wurde ich anschließend Oberer unserer Gemeinschaft in Trier. Damit hatte ich das Pensionsalter erreicht, doch das war noch nicht das Ende meiner Tätigkeit. Ein neues Arbeitsfeld erwartete mich in Frankfurt.
1996 wurde ich als Oberer der dortigen Gemeinschaft nach Frankfurt versetzt. Der Bischof von Limburg brauchte einen Pfarrer für die Pfarrei St. Antonius im Westend. Da unser Haus in der genannten Pfarrei lag, meinte er, dass wir auch die Pfarrei übernehmen sollten. Ich sagte zu, und machte meine Erfahrungen vor allem das "Gut-Leut-Viertel" südlich des Hauptbahnhofs war total "Multikulti". Als ich 70 Jahre alt wurde, und sich die Chance eines jüngeren Nachfolgers anbot, habe ich die dortige Aufgabe in andere Hände gelegt, und bin nach Trier zurückgekehrt, wo ich jetzt noch sehr in der Pastoralarbeit tätig bin. Der Dienst macht mir noch Freude und Missionar ist man lebenslang.
Oberbaarer Primiziant
Manfred Specht
April 1957
Pater Stefan Wagner Oberbaar, Mitglied des Ordens der "Weißen Väter" wurde kürzlich zum Priester geweiht. Nun sollte auch in seiner Heimatpfarrei Wanderath, unter dem damaligen langjährigen Pfarrer Michael Schneider die Primiz feierlich begangen werden.
Am Vortag des vorgesehenen Festtages in Wanderath fand auf dem Dorfplatz in Oberbaar ein besonderer Empfang für den Primizianten statt, an dem ich als Vertreter der Heimatschule an der öffentlichen Ehrung mitwirken sollte.
Mir persönlich blieb diese festliche Veranstaltung in der Dorfmitte aus zwei Gründen bis heute in bester Erinnerung.
Erstens: An diesem Empfangs- und Ehrentag für den Neupriester Stefan Wagner sollte ich eigentlich an einem Klassentreffen unseres Abiturjahrganges in Münstermaifeld teilnehmen. Selbstverständlich sagte ich meine Teilnahme ab. Zweitens: Es war nach meiner Dienstaufnahme an der Volksschule Mittelbaar mein erster öffentlicher Auftritt mit einer Ansprache vor den zahlreich erschienenen Bürgern.
Wie auf dem beigefügten Foto ersichtlich, verschönerte der Kirchenchor der Pfarrei Wanderath mit festlichen Liedern die Veranstaltung. Eine Schülerin, ich glaube es ist die Anneliese Werner aus dem 8. Schuljahr (heute Frau Anneliese Michels) gratulierte dem jungen Priester mit einem Blumengebinde.
Pater Stefan Wagner hat später auch einmal die Mittelbaarer Volksschule aufgesucht und den Schulkindern von seinen vielfältigen Tätigkeiten in der Mission berichtet. Ich persönlich habe bis heute noch Kontakt mit Pater Stefan Wagner und unterstütze seine priesterliche Arbeit jährlich mit einer Spende.
Brief von Josef Werner an den Landrat anlässlich dem Bau der Wasserleitung in Oberbaar
Abschrift:
Josef Werner Oberbaar, den 01.06.1958
Oberbaar Nr. 17
Post Niederbaar
Kr. Mayen
Sehr geehrter Herr Landrat!
Betr.: Wasserleitung
Zu meinem großen Bedauern musste ich von unserem Ortsbürgermeister Werner erfahren, dass mein Haus nicht an die neu verlegte Wasserleitung angeschlossen wird. Der Grund ist, weil mein Haus etwa 250 m vom nächstbewohnten Haus in Oberbaar entfernt ist.
Hierzu möchte ich wie folgt Stellung nehmen: Ich bin 38 Jahre, meine Frau ist ebenfalls 38 Jahre alt und wir haben 4 Kinder im Alter von 11/2 bis 12 Jahren. Wir bewirtschaften eine Landwirtschaft von ca. 15 Morgen. Meine Frau und die beiden jüngeren Kinder sind in letzter Zeit ständig nicht im besten Gesundheitszustand.
Sämtliches Wasser zum Kochen und Trinken müssen wir weit entfernt holen.
In dem Augenblick, wo allgemein im Dorf das Leitungswasser als Trinkwasser benützt wird, wird auch wohl das bisherige Brunnenwasser vernachlässigt werden. Wenn die bisherige Benutzung des Brunnenwassers schon kein Idealzustand war, so können wir uns vorstellen, dass in ganz kurzer Zeit die Überstände noch stärker hervortreten. Meine Frau und ich fragen uns immer wieder, weshalb ausgerechnet wir von dieser Vergünstigung, die die ganze Dorfgemeinschaft hat, ausgeschlossen werden.
Ich bitte Sie deshalb, sehr geehrter Herr Landrat, zu veranlassen, die Wasserleitung auch zu meinem Hof verlegen zu lassen, so wie bei jedem Anderen der Dorfgemeinschaft auch. In der Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben, verbleibe ich im Voraus dankend,
Ihr stets ergebener
Josef Werner
Der heilige Nepomuk auf der Brücke in Oberbaar
Ausschnitt aus dem Wochenspiegel vom 22.09.1993. Feierlich wurde der heilige Nepomuk von Pfarrer Aloys Richter im Beisein von Bürgermeister Heinrich Ackermann, Ortsbürgermeister Günter Retterath sowie dem Künstler Harald Jost eingesegnet.
Die Geschichte des hl. Nepomuk
In der problematischen Zeit des Abendländischen Schismas war Johannes von Nepomuk seit 1389 Generalvikar des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein. In dieser Position stellte er sich gegen König Wenzel IV., als er die Stelle des Kladrauer Abtes mit einem anderen und nicht mit dem vom König gewünschten Kandidaten Wenzel Gerard von Burenitz besetzte. Nach kirchlichen Intrigen gegen den König wurde er gefoltert und anschließend in der Moldau ertränkt. Sein Grab, ein kunsthistorisch bemerkenswertes Hochgrab, befindet sich im Prager Veitsdom. Es besteht aus 16,5 Tonnen Silber und wurde im Stil des Hochbarock von Joseph Emanuel Fischer von Erlach gestaltet.
Der Legende nach, die zu seiner Heiligsprechung führte, wollte er das Beichtgeheimnis nicht brechen und Wenzel nicht preisgeben, was dessen Frau ihm gebeichtet hatte. Deshalb musste er den Märtyrertod erleiden, indem er nach der Folterung von der Prager Karlsbrücke ins Wasser gestürzt wurde. Er wurde erst 1729, fast 400 Jahre nach seinem Tod, von Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen. Daher findet sich auf frühbarocken Darstellung nur das Attribut der Seligsprechung von 1721 (beatus).
Johannes von Nepomuk ist der Schutzpatron
- von Böhmen und Bayern
- der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer und Müller
- des Beichtgeheimnisses
- für Verschwiegenheit
- gegen Wassergefahren
- der Brücken
Daneben tragen zahlreiche Kirchen sein Patrozinium, siehe: Johannes-Nepomuk-Kirche. Die ihn darstellende Statue steht häufig auf oder neben Brücken, bisweilen mit einer Hand auf dem Mund, in der anderen ein Kreuz. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes tacui ("ich habe geschwiegen") gedeutet werden. Die wohl berühmteste Statue des Heiligen befindet sich auf der Prager Karlsbrücke, geschaffen von Johann Brokoff 1683.
Die älteste Einwohnerin von Oberbaar